Um was es geht - Wasser

Folgen nach dem Kohleausstieg?

Schön, das Ende der Braunkohleverstromung ist beschlossen, aber was bleibt? Gigantische Löcher! Der Kohleausstieg bringt also neue Probleme mit sich und das lebenswichtige Thema „Wasser" wird folglich immer mehr in den Fokus rücken. Wir werden uns also in den nächsten Jahren auf das elementare Existenzbedürfnis Wasser konzentrieren, denn es hat Folgen, wenn Menschen in natürliche Prozesse eingreifen und über Jahrtausende gewachsene Bodenstrukturen zerstören. Über diese Thematik wollen wir euch einen kleinen Einblick geben.

Folgen nach dem Kohleausstieg?

Einleitung

Für die Vorstellung, der Tagebau Hambach hat am Ende eine Größe von 3550 ha und eine Tiefe von 360m. In Ostdeutschland ist eine Tiefe von 60-80 m üblich. Nach den Plänen der RWE Power AG sollen die Löcher mit Hilfe einer riesigen Pipeline mit Rheinwasser befüllt werden. Mit dieser Planungsentscheidung haben wir alle die Aufgabe zu kontrollieren, ob diese Lösung die Beste für Mensch und Natur ist. Die momentane Planung, die Löcher einfach mit Wasser zu befüllen, berücksichtigt nicht das Hauptproblem, die Gefährdung unserer Wasserversorgung.

Wie sieht die Seeplanung von RWE aus?

Der momentane Plan der RWE Power AG ist es, die Tagebau-Löcher mit Wasser zu füllen, damit eine Seelandschaft entstehen kann. Durch die Förderung der Braunkohle wurde in tiefe Erdschichten eingedrungen, was die Freisetzung des Minerals Pyrit zur Folge hatte. Dadurch entsteht eine Versauerung des Bodens beziehungsweise des geplanten Sees. Die RWE Power AG möchte dies verhindern, indem sie alles saure Material nach unten bringt und eine Kalkschicht darüberlegt. Dadurch entsteht eine Art „Todeszone" in 360 Meter Tiefe, dort ist demnach absolut kein Leben möglich. Die oberen 30-40 Meter sollen angeblich unbedenklich sein und die obersten 10 Meter vom See auf jeden Fall nutzbar sein. In diesen 10 Metern wird eine Vermischung im See stattfinden können. Wie dies weiter unten funktionieren soll ist noch völlig unklar, denn durch die Trichterform des Tagebaus sind die Wände sehr steil und es entsteht keine Verwirbelung. Ebenfalls problematisch für eine Zirkulation ist die Tiefe des Sees, die zu erwartende hohe Temperatur sowie die hohe Dichte des Sees auf Grund des hohen Anteils an Schwefelsäure. Das Problem ist schon bekannt durch den Vergleich mit dem Bodensee. Dieser hat eine viel geringerer Tiefe und weist kaum eine Durchmischung aufweist. Das Problem bei einer schlechten Durchmischung ist die Algenablagerung, die folglich zum Umkippen des Sees führt. Dies bedeutet keine Durchmischung, kein Sauerstoff, kein Leben!

Probleme bei der Befüllung

Die drei zu befüllenden Löcher haben eine Größe von 3550 Hektar und eine Tiefe von 360 Meter (Hambach), eine Größe von 2.260 Hektar und eine Tiefe von 200 Meter (Garzweiler) und eine Größe von 1.100 Hektar und eine Tiefe von 130 Meter (Inden). Für die Befüllung von Hambach werden 3 Milliarden Kubikmeter Wasser benötigt und für Garzweiler 1,5 Milliarden Kubikmeter. Diese Planung der RWE Power AG, das Wasser für Garzweiler und Hambach aus dem Rhein zu entnehmen, ist vor 30 Jahren beschlossen worden. Für die Befüllung des Tagebaus Inden soll das Wasser aus der Rur entnommen werden. Ein großes Problem bei der Befüllung wird die Versauerung darstellen. Ein weiteres Problem ist das Verklappen von Kraftwerksabfällen in den Tagebauen, wie unter anderem Schwermetalle, die Quecksilber enthalten. Auch ist noch nicht geklärt, welche Folgen die giftige Ascheablagerung auf das demnächst irgendwann wieder angestiegene Grundwasser haben wird. An diesem Plan soll festgehalten werden, obwohl in den letzten Jahren oft die Schifffahrt auf dem Rhein aufgrund des Wassermangels im Rhein nur eingeschränkt möglich war. Der Rhein lebt schließlich vom schmelzenden Gletscherwasser, deshalb ist fraglich ob durch das Gletschersterben der Rhein irgendwann noch ausreichend Wasser mit sich führt. Also woher so viel Wasser nehmen?

Auch ist nicht geklärt, wie eine Verdunstung des Seewassers durch Dürre und wegen des Klimawandels zu erwartende höhere Temperaturen verhindert wird. Desweitern sind keinerlei Zuständigkeiten geklärt, denn im Moment ist RWE nur für die Erstbefüllung verantwortlich. Demnach müsste es im Winter genug regnen, um das Sommerdefizite ausgleichen zu können. Mit der momentan vorhandenen Wassermenge wäre die Sicherstellung der ersten und der dauernden Befüllung anzuzweifeln.

Eine weitere ungeklärte Frage ist die Unbedenklichkeit des Rheinwassers, das ungefiltert in einen Badesee gefüllt werden soll. Welche Qualität hat das Wasser demnach? Das Wasser soll nach aktueller Planung nicht gefiltert, sondern nur mechanisch gesäubert werden. Denn nach RWEs Ansicht lohnt sich eine Wasseraufbereitung nicht. Es besteht keine Notwendigkeit, da die Schadstoffe aus dem Tagebau um ein Vielfaches schädlicher sind als die aus dem Rhein. Weder eine Überprüfung über die Rheinwasserqualität vor der Befüllung, noch Reinigungsstufen sind vorgesehen. Allein durch die Chemieparks in der Nähe werden Abfallprodukte in den Rhein abgeleitet, wie zum Beispiel Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS). Die Grundwasser-Verordnung deckt nicht alle persistenten Stoffe ab. Bis jetzt gibt es zu alldem keine gesetzlichen Regelungen!

Rheinwassertransportleitung?

In Dormagen-Rheinfeld wird durch ein Entnahmebauwerk „Piwipp" Rheinwasser für die nächsten 40 Jahre ab 2030 entnommen, insgesamt 6 Milliarden Kubikmeter Wasser. Das Entnahmebauwerk hat nach momentaner Planung eine Größe von 60 m x 15 m. Die Rheinwassertransportleitung hat ungefähr eine geplante Länge von 45 Kilometer (22,4 Kilometer von Dormagen zum Verteilerbauwerk bei Frimmersdorf, 18,5 Kilometer lang ist die Hambachleitung). Die Rohrleitungen umfassen drei 2,2 m-Rohre und ab dem Verteilerwerk gehen sogar vier Rohre weiter (2 nach Garzweiler, davon einszur Befüllung der Naturgebiete Schwalm-Nette und der Niers, und 2 nach Hambach). Die Trasse soll 70 Meter breit werden. Die Planung sieht vor, 18 Kubikmeter Wasser pro Sekunde aus dem Rhein zu entnehmen.

Mögliche Alternativen

Die Natur einfach Natur sein lassen. Warten, bis sich die Natur erholt und durch die besondere Einzigartigkeit die natürlichen Kreisläufe von ganz allein regelt. Das Loch brachliegen lassen und warten bis es sich von ganz allein wieder befüllt hat. Dies könnte allerdings einige 100 Jahre dauern, ist ökologisch gesehen besser, aber leider für die in der Nähe lebenden Menschen keine gute Lösung. Folgende Probleme würden sich hierdurch ergeben: Das Erdmaterial im Tagebau an den Böschungen kann viel Wasser aufnehmen und durch Regen durchweicht werden. Dies führt zu Erdrutschen, denn die Böschungswände des Loches haben Stabilitätsprobleme. Das zweite Problem ist die sogenannte Auswaschung, denn sobald das Grundwasser wieder ansteigt, entsteht ein Ungleichgewicht. Denn das Wasser steigt im Loch als letztes an, steht demnach außerhalb vom Loch in den Gesteinsschichten höher und drückt so von außen gegen die Wände. Im Loch befindet sich schließlich nur Luft und der Druck von Wasser ist höher als von Luft. Bedeutet unten würde Material hereingedrückt werden und von oben würde es nachrutschen. Folglich müsste erst Wasser in das Loch gefüllt werden bis der Pegelstand im Loch höher ist als der Pegelstand vom Grundwasser. So würde der Druck des Wassers im Loch die Wände stabilisieren. Diese Stabilität ist allerdings nur bis zu einem bestimmten Grad gesichert. Sobald die Hänge durchweichen, werden diese instabil und könnten trotz Wasserbefüllung abrutschen. Das dritte Problem ist die Versauerung. Durch das immer tiefere Graben des Braunkohlebaggers wurde das Mineral Pyrit freigesetzt, welches im Verlauf des Verwitterungsprozesses zu Schwefeldioxyd wird, das dann mit Wasser Schwefelsäure bildet. Ebenfalls entsteht aus dem Pyrit, das mit dem aufsteigenden Grundwasser in Verbindung kommt, letztendlich Schwefelsäure. Dieses Problem ist aus der Lausitz bekannt und durch die Zuführung von Kalk wird der Versuch unternommen dies abzumindern. Fraglich ist, ob genügend Kalk in die Rheinischen Tagebaue zugeführt werden kann, damit dies nicht passiert und es tatsächlich möglich ist irgendwann in diesem Gewässer schwimmen zu gehen.

Eine weitere Variante wäre es, das Loch komplett wieder mit Kies und Löß zu befüllen und anschließend wieder zu bewirtschaften. Allerdings ist nicht klar, woher so viel Erdmaterial herkommen soll. Es gibt auch Überlegungen nur die Steilhänge zu bewirtschaften zum Beispiel durch Weinberge. Allerdings löst dies nicht das Problem der mangelnden Stabilität und der Versauerung sowie die Vergiftung durch die vorhandenen Schadstoffe. Bei der Größe des Hambacher Tagebaus würde es auch ewig dauern, die Hänge zu stabilisieren. Es ist also sehr fraglich, ob der Versuch in Ostdeutschland mit den Weinbergen auf die Rheinischen Tagebaue übertragbar ist, zumal die Hänge dort nicht so steil sind. Allerdings ist die Politik bei „kleineren" Löchern wie zum Beispiel Garzweiler I für eine komplette Verfüllung, weil sie diese „neuen" Flächen für Industriegebiete vorgesehen sind. Deshalb ist in der Leitentscheidung auch die sogenannte „Arche-Lösung" explizit ausgeschlossen worden.

Eine gute Alternative

Eine gute Alternative wäre es, die Innenkippe der Sophienhöhe, also den nicht rekultivierten Teil und die Böschungen wieder zu verwenden. Denn dies entspreche eine Rückverfüllung von 450 Mio. m³ Erdmasse plus Abraum von den Böschungen, es ergäbe sich ein Gesamtvolumen von 870 Mio. m³. So wäre es möglich die Seetiefe von 360 Meter auf 160 Meter zu reduzieren.

Gefährdung unserer Feuchtgebiete und Gewässer

Viele Flüsse und Seen rund um die aktuellen und ehemaligen Tagebaue sind nur noch aufgrund der Sümpfung durch die RWE Power AG vorhanden. Dies bedeutet, dass Flüsse und Seen heute durch das abgepumpte Grundwasser künstlich gespeist werden. Damit in vielen Orten das Stadtbild erhalten bleibt, ist RWE derzeit noch dazu verpflichtet, einzuspeisen. Allerdings soll laut RWE diese Sümpfung langsam beendet werden und schon nach 10 Jahren abgeschlossen sein. Folglich hätten diese Flüsse und Seen nach Beendigung der Sümpfung weniger Wasser und würden aufgrund des fehlenden Grundwassers irgendwann austrocken. Es ist bis jetzt nicht geklärt, woher das Wasser kommen soll, was mit diesen Flüssen passieren soll und wie diese Landschaft wieder renaturiert wird. Zu Beginn soll das benötigte Wasser ebenfalls dem Rhein entnommen werden. Dies gilt auch für den Erhalt der Feuchtgebiete. Am gefährdetsten ist das Naturschutzgebiet Schwalm-Nette, bestehend aus Bruch, Sumpf-, Quell- und Auenwäldern sowie Fließgewässern. Der äußerst gute Zustand sowie die Größe sind in NRW einzigartig. Aufgrund der Tagebaue ist das Problem der Wasserversorgung der Feuchtgebiete im Moment nur durch einen gigantischen technischen Eingriff möglich. Das benötigte Wasser ( von Garzweiler) wird in drei Wasserwerken erstmal aufbereitet und anschließend durch ein langes Rohrleitungssystem von 160 Kilometer zum entsprechenden Feuchtgebiet transportiert. Damit die Feuchtgebiete auch wirklich nicht austrocknen, gibt es 13 Kilometer Sickergräben, 233 Sickerbrunnen, 90 Sickerschlitze, 75 Direktleitungsstellen und 151 Sohlschwellen in den Gewässern. Die Schwalm entspringt eigentlich Nordwestlich von Erkelenz, in einem Bruchwald. Allerdings ist dies keine ursprüngliche Quelle mehr, sondern lediglich ein Metallrohr, aus dem Wasser fließt. Dieses Wasser ist auch kein Grundwasser, sondern Grubenwasser. Damit die Tagebaue nicht mit Wasser volllaufen, muss permanent Wasser weggepumpt werden. Alle Feuchtgebiete, die vom Grundwasser abhängig sind, wären längst ausgetrocknet, wenn nicht durch Rohre das zuvor abgepumpte Wasser wieder auf die Feuchtgebiete verteilt würde. Bisher wird nicht beantwortet, wie die Feuchtgebiete nach Beendigung der Sümpfung mit Wasser versorgt werden sollen. RWE möchte natürlich schnell die Sümpfung beenden, weil sie nicht für die Ewigkeits-folgen, -probleme, -kosten verantwortlich gemacht werden möchten. Die RWE Power AG muss jetzt sofort vertraglich dazu verpflichtet werden, für die Lösung dieser Probleme verantwortlich zu sein.

Gefährund unseres Trinkwassers und Grundwassers

Für die Gewinnung der Braunkohle aus den Tagebauen muss das Grundwasser bis zur tiefsten Stelle im Tagebauloch abgesenkt werden. Dafür benötigt die RWE Power AG mehrere hunderte Brunnen ringsherum. Somit liegt die Sümpfung im Bereich Garzweiler 230 Meter - und bei Hambach mehr als 500 Meter tief. Damals wurden so jährlich bis zu 1,4 Milliarden Kubikmeter Wasser abgepumpt. Heute liegt die Wassermenge bei ca. 486 Millionen Kubikmeter. Demnach hat das Rheinische Revier ein Grundwasserdefizit von 20 Milliarden Kubikmeter Wasser. Das Grundwasservorkommen in der Niederrheinischen Bucht liegt bei ca. 6.000 Quadratkilometer Fläche. Damit ist diese Region für NRW das wichtigste Grundwasserreservegebiet. Durch den Eingriff der Sümpfung sind 3.200 Quadratkilometer, dies sind ungefähr 10% der Landfläche von NRW, von den Folgen der Grundwasserabsenkung betroffen. Nach Schätzungen vom BUND müssen die Pumpen nach dem Kohleausstieg 2030 noch weitere 300 Jahre laufen, bis das Grundwasser wieder auf einem natürlichen Niveau ist. Die Planung ist, den Grundwasserspiegel in den Restseen tiefzuhalten, damit der See nicht überläuft. Somit wird das Grundwasser rundum beeinflusst. Bäume werden nie wieder an das Grundwasser gelangen und können demnach nur vom Oberflächenwasser, also vom Regen leben. Was passiert, wenn die oben erwähnten Giftstoffe wie Pyrit und Sulfat über die Grundwasserleitung an den Trinkwasserpumpen ankommen? Diese müssten sofort abgestellt werden. Aber wer kontrolliert das? Die Qualität unserer Wasserversorgung wird sich folglich verändern. So wird das kostbarste Gut aufs Spiel gesetzt. Die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung ist ein nicht geklärtes Hauptproblem. Im Moment wird das Trinkwasser durch Sümpfungswasser zur Verfügung gestellt. Der zukünftige Plan ist, anstatt Sümpfungswasser auch das Rheinwasser zu verwenden. Für den Bereich Garzweiler wird eine Trinkwasserleitung von Duisburg nach Mönchengladbach in Erwägung gezogen. Demnach soll die Wasseraufbereitung des Trinkwassers wie folgt passieren: Das Rheinwasser wird in Kiesbecken mit Drainagen gepumpt. Mit dieser Vorgehensweise wird der Grundwasserkörper verschlechtert, was im Moment nach der Wasserhahnrichtlinie verboten ist. Also mal wieder ein ungeklärter Punkt!

Fazit

Die Tagebaue mit Wasser zu füllen ist für RWE eine preiswertere Variante als die Befüllung mit Erde. Diese könnte zum Beispiel von der Innenkippe, der nicht rekultivierten Sophienhöhe genommen werden. Preiswert ist die Wasserbefüllung lediglich, weil die Kalkulation keine Kosten für spätere Folgen beinhaltet. RWE hat keinen Ewigkeitsfond abgeschlossen, wie es zum Beispiel bei der Steinkohle gemacht wurde. 2030 möchte die RWE Power AG mit der Befüllung der Löcher beginnen, also so schnell wie möglich. Warum? Dann sind unausweichliche Entscheidungen getroffen, die Löcher können nicht mehr anderweitig befüllt werden. Mit diesem Handeln wären alle anderen Varianten zerschlagen und RWE hätte die für sich kostengünstigste Variante durchgesetzt. Obwohl es Fragen über Fragen gibt. Es gibt also folglich keine optimale Lösung und leider ganz viele Unklarheiten.

Aber eins wissen wir genau, RWE einfach machen zu lassen ist keine Option!

Quellen